Norwegische Waldkatze

Erscheinungsbild

NFO yannick

Die Norwegische Waldkatze ist eine große, kräftige und muskulöse Katze. Zusammen mit Maine Coon und Ragdoll gehören Sie zu den größten Rassekatzen. Eine durchschnittliche Zuchtkätzin wiegt zwischen 4 und 5 kg, ein Kater zwischen 5 und 7 kg. Einzelne Exemplare können auch erheblich schwerer sein, ohne dass sie deshalb auch übergewichtig sein müssen. Kastrierte Katzen werden meist etwas zu sehr verwöhnt und führen ein gemächlicheres Leben. Sie sind deshalb meist noch schwerer als potente Katzen und Kater. Als typische Spätentwickler sind sie erst mit 3-4 Jahren ausgewachsen.

Zwischen den Zehen der großen und kräftigen Pfoten stehen dichte, lange Haarbüschel, die wie Schneeschuhe das Einsinken im Schnee verhindern. Die Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine und ermöglichen dadurch enorme Geschwindigkeiten im Gelände und verleihen die Eigenschaft von talentierten Kletterern und Springern. Besonders stark gekrümmte scharfe Krallen an den Vorderpfoten ermöglichen dieser Rasse selbst das Klettern mit dem Kopf nach unten.

NFO Fuchur

Der Kopf von Vorne betrachtet zeigt ein gleichseitiges Dreieck, mit geraden Linien vom Kinn bis zu der Außenkante der Ohren. Die Ohren selbst sind groß und breit am Ansatz. Lange Haarbüschel in den Ohren und luchsartige Pinsel an den Ohrspitzen verleihen der Norwegischen Waldkatze ein wildes und verwegenes Aussehen. Die Profillinie ist von der Nasenspitze an lange und gerade und geht ohne Unterbrechung in eine hohe gerundete Stirn über. Das Kinn ist kräftig ausgebildet.

Das Fell ist zweilagig, mit einer dichten wärmenden Unterwolle und langen, wasserabweisenden Deckhaaren. Das Erscheinungsbild wird vor allem bei männlichen Tieren durch einen kräftigen Fellkragen und buschige Fellhosen unterstützt. Im Sommer haben norwegische Waldkatzen sehr viel weniger Fell und der Kragen fehlt oft ganz. Der Schwanz ist lang und buschig und sollte mindestens bis zu den Schulterblättern reichen.

Die Farben haben sich in den verschiedenen Landschaften Skandinaviens unterschiedlich entwickelt, so dass eine optimal an die jeweilige Umgebung angepasste Tarnung erfolgte. In den Wäldern Ost- und Mittelnorwegens traten überwiegend gestromte Katzen mit und ohne Weißscheckung (Farbgruppe 3 und 4) auf. An der Felsküste in Westnorwegen dominierten die schwarzen und blauen Katzen ohne Agoutizeichnung und mit und ohne weiß (Farbgruppe 1 und 2), in Südnorwegen gab es viele rote und schildpattfarbene Katzen (Farbgruppe 5 und 6) und in den schneereichen Gebieten gab es vermehrt weiße und grauweiße (Farbgruppe 7, 8 und 9) Katzen.

Die leicht schräg gestellten Augen einer Norwegischen Waldkatzen verleihen ihr einen wilden verwegenen Ausdruck, stets aufmerksam und bereit zu Angriff oder Verteidigung. Dieses Aussehen steht allerdings in einem krassen Gegensatz zu ihrem Wesen - sie ist zwar sehr lebhaft, aber auch besonders anhänglich und sanftmütig.

Entstehung

NFO Qamra

Die "Norsk Skogkatt" stammt nicht, wie häufig vermutet, von der Europäischen Wildkatze ab und ist eher als die Bauernkatze aus Nordskandinavien zu bezeichnen. Man geht heute davon aus, dass aus Mittel- und Osteuropa nach Skandinavien eingeführte Katzen bereits vor Jahrhunderten in die Wildnis entwichen und sich den dort vorherrschenden extremen klimatischen Verhältnissen angepasst haben. Durch große Abstände zwischen den einzelnen Siedlungen und fehlende Verkehrswege hat sich diese Anpassung an das neue Umfeld über zahlreiche Generationen genetisch festigen können.

Erst in den letzten Jahrzehnten wurden auch in Nordskandinavien andere Rassekatzen populärer und durch die zunehmende Bevölkerungsdichte und die damit verbundene Verkürzung der Verkehrswege geschah es immer häufiger, dass sich Katzen von traditionellen Rassen oder Hauskatzenmischlinge mit den "Norwegischen Waldkatzen" paarten. Wegen des dominanten Erbganges des Kurzhaargenes wurden die langhaarigen Norweger immer seltener.

Deshalb beschlossen einige Züchter in Norwegen in den 30iger Jahren eine planmäßige Zucht:

  • 1936 wurde auf einer Rassekatzenschau in Oslo eine Norwegische Waldkatze ausgestellt.
  • Während des Krieges ließ das Interesse vorübergehend nach, aber schon wenige Jahre später wurden die Zuchtpläne wieder aufgegriffen und auf eine Anerkennung als eigenständige Rasse hingearbeitet.
  • 1975 wurden die ersten Tiere in Zuchtbüchern registriert und ein Jahr später war die Schar der registrierten Waldkatzen auf ca. 100 angewachsen.
  • 1977 wurde die Rasse auf der Generalversammlung in Paris von der FIFe offiziell anerkannt und in der Kategorie Semilanghaar eingereiht. Sie wird heute in all den Farben gezüchtet, die auch in allen anderen Rassen mit einem Ursprung in Nord- und Mitteleuropa ursprünglich vorhanden waren. Die Farben, die ihren Ursprung in orientalischen Rassen haben, wie Chocolate, Lilac, Cinnamon und Fawn sind ebenso wenig anerkannt wie die Farbverteilung durch den Maskenfaktor von Siam, Birma oder Ragdoll. Auf den Ausstellungen des Weltzuchtverbandes FIFe werden die Norwegischen Waldkatzen in 9 Farbgruppen eingeteilt.
  • Der erste anerkannte Norwegische Waldkater war Pan's Truls (schwarzgetigert mit weiß), aus dem zusammen mit Pippa Skogpus am 17.04.74 die erste registrierte Nachzucht (Pjewiks Forest Troll und Pjewiks Forest Nisse) entstand.
  • Die Zwingernamen der Züchter der ersten Stunde (Pan's, av Baune, Pjewik's Forest und av Karibo) sind heute noch in vielen Stammbäumen zu finden.

Zuchtziele

NFO Noel

1975 wurde unter dem Patronat des NRR (Norske Rase- Kattklubers Riskforbund) der "Norsk Skogkattring" als erste Interessengemeinschaft Norwegischer Waldkatzen gegründet.

Das vorrangige Ziel der heutigen Züchter ist es, diese Rasse so zu erhalten, wie sie uns seit ihrer Anerkennung bekannt ist und alle ihre spezifischen Merkmale weiter zu festigen und zu bewahren.

Mythologie und Veröffentlichungen in den Medien

Norwegische Waldkatzen tauchen in der Literatur bereits seit Jahrhunderten in Schrift und Bild auf. Sie werden bereits in Verbindung mit den Wikingern genannt und tauchen in norwegischen Märchen auf, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts zusammengetragen wurden:

  • Die "jüngere Edda" beschreibt 1220, dass der goldene Himmelswagen der Göttin Freya, der Gattin Wodans, von zwei Katzen gezogen wurde, die auf vielen alten Darstellungen der Norwegischen Waldkatze zum Verwechseln ähneln.
  • Die Volkskundler C. Asbornsen und J. Moe berichten 1835 von Zauber- und Trollkatzen mit langem buschigem Schwanz.
  • 1883 erscheint ein Zeitungsinserat, in dem nach einer entlaufenen blau-grauen Waldkatze gesucht wird.
  • 1912 veröffentlicht der norwegische Schriftsteller Gabriel Scott ein Kinderbuch mit Erzählungen über den Norwegischen Waldkater "Solvfaks", das 1952 auch in Deutschland mit dem Titel "Silberpelz" erschien.
  • 1931 erscheint das Foto von "Petten" in einer Tageszeitung.
  • Im November 1977 berichtete das Norwegische Fernsehen über die Anerkennung der Norwegischen Waldkatze in der FIFe als eigenständige Rasse.

Wesen

Entgegen ihrem urwüchsigen Aussehen, das bei vielen Menschen zu der Annahme verleitet, es würde sich um eine Wildkatze handeln, hat die Norwegische Waldkatze einen sanftmütigen Charakter und ist besonders anhänglich und menschenbezogen. Ihre Toleranz und Kontaktfreude ermöglichen ein problemloses Zusammenleben mit anderen Rassen genauso wie mit Hunden und Kindern.

Haltung

NFO Mikesch

Trotz der Anpassung an extreme Witterungsbedingungen und einen hervorragend ausgebildeten Jagdinstinkt, die einer Norwegischen Waldkatze das Überleben in der rauen Wildnis ermöglichen, ist sie für die Haltung in einer Wohnung hervorragend geeignet. Sofern offene Türen den Zugang zu allen Räumen der Behausung ermöglichen, findet sie in künstlichen Kratzbäumen, Schränken und Regalen bald einen Ersatz für Bäume, um ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben. Wie auch für andere Rassen ist es natürlich noch schöner, wenn ein gesicherter Balkon oder Garten zur Verfügung steht. Eine katzengerecht eingerichtete Wohnung ist auf jeden Fall die bessere Alternative zu einem frühen Tod auf der Straße.

Pflege

Entgegen aller Vermutungen bedarf die Fellpflege der Norwegischen Waldkatze kaum einer Unterstützung durch Menschen. Das leicht fettige Deckhaar wirkt wie eine Haarkur und ist dafür verantwortlich, dass eine Norwegische Waldkatze sich problemlos selbst pflegen kann. Lediglich während des Fellwechsels ist eine Unterstützung durch gelegentliches Bürsten angezeigt, bzw. zur Vorbereitung auf eine Rassekatzenausstellung, wenn die Tiere mit anderen Rassen in eine Schönheitskonkurrenz treten sollen.

© 2004 Friedrich Walz