Die Geschichte von Ronja vom Straßenrand

Der 23.06.2008 war ein heißer und schwüler Sommertag. Am Nachmittag wollten wir schnell noch mit dem Auto die neuen Pokale für unsere nächste Ausstellung ins RKS-Lager bringen. Aber, wir kamen an diesem Montag nicht weit…

Auf der stark frequentierten Landstraße kamen in einer kleinen Ortschaft die Autos vor uns plötzlich zum Stocken. Alle bremsten ab und machten einen großen Bogen, als ob sie ausweichen wollten, während die Insassen sich bemühten den Fahrbahnrand genauer zu sehen.

Das Herz stockte uns, als wir erkannten, dass die Ursache des Interesses, ein kleines graues Fellknäuel war, das sich an den rechten Bordstein presste, während die Autos langsam an ihm vorbeifuhren. Das „Knäuel“ entpuppte sich als ein Katzenbaby, das schutzlos der sengenden Sonne ausgeliefert, auf der heißen und staubigen Straße lag.

20080623 Ronja vom Strassenrand 20080623 017Wie viele Autos mochten wohl schon daran vorbeigefahren sein?

Wir hielten sofort an und ich eilte zu dem kleinen regungslosen Häufchen. Vorsichtig hob ich es auf und war erleichtert, als es sich etwas bewegte, es schien erschöpft aber nicht verletzt zu sein.

Wie war es nur hierher kommen? Wo war die Katzenmutter? Wo gehörte es hin? Hier auf der Straße konnte ich es nicht lassen. Ich trug es, ohne es näher zu betrachten, zu den anliegenden Bauernhöfen, in der Hoffnung jemanden zu finden, der das Katzenkind kannte. Leider ohne Erfolg.

Während ich noch überlegte, was zu tun sei, hatte ich das unbewusste Empfinden, dass das Baby in meinen Händen in Not war. Ich drehte den kleinen Körper um, und erschrak…

Große Babyaugen und ein süßes Babygesichtchen hatte ich erwartet, aber dieses Kätzchen hatte nur noch einen einzigen schmalen Augenschlitz, den es mühsam versuchte aufzuhalten. Beide Augen waren unförmig verschollen, der eitrige Ausfluss aus ihnen bis zur Nase hinunter mit einer gelbbraunen Kruste bedeckt. Es war leicht, ungewöhnlich leicht, eigentlich nur Haut und Knochen und beide Ohren waren bis tief ins Innere hinunter mit einer schwarzen undefinierbaren Schicht bedeckt.

Wir fuhren sofort zum nächsten Tierarzt, in der Hoffnung, das Katzenkind retten zu können. Dort erhielten wir zunächst den Rat, das Kätzchen auf Grund seines erbärmlichen Zustandes sofort einschläfern zu lassen. Ein Rettungsversuch wäre, abgesehen von der medizinischen Behandlung nur mit einem erheblichem Pflegeaufwand möglich, da es sicherlich nicht in der Lage wäre selbstständig zu fressen. Zusätzlich müsste eine strikte Trennung von unseren Katzen gewährleistet sein, damit wir diese nicht gefährden. Während der Untersuchung hob das Kleine immer wieder das Köpfchen in die Richtung unserer Stimmen und versuchte uns anzusehen Es war eine schwere Entscheidung, die wir zu fällen hatten.

Dann hatte mein Mann die rettende Idee. Das Gartenhaus mit dem angrenzenden Gehege! Unsere Katzen dürfen in den, mit Zaun und Elektronetz, gesicherten Garten. Neben dem Eingangsweg haben wir ein Gartenhaus mit angrenzendem Gehege gebaut, das unsere Norweger vom Hauptgarten über einen Tunnel erreichen können.

Hier gibt es viele katzengerechte Plätzchen, die je nach Wetterlage Schutz vor Sonne, Wind und Regen bieten. Dies könnte, bis zur Genesung, die Zufluchtstätte für den Katzenzwerg sein. So entschieden wir uns, den Winzling bei uns aufzunehmen.

Noch am gleichen Abend telefonierte ich mit den anderen Vorstandsmitgliedern und schilderte ihnen die Situation. Wir beschlossen gemeinsam, dass der RKS e.V. die Patenschaft über den Findling übernehmen wird.

Da wir jetzt sozusagen ein weiteres „RKS-Mitglied“ mehr haben, möchte ich Ihnen den Neuzugang vorstellen:

Ronja am 27.01.2009

Ronja hat sich zu einer großen kräftigen jungen Dame entwickelt. Mit ihrem ausgeprägten Temperament hat sie ihre neue Familie fest im Griff. Man kann sich kaum noch vorstellen, wie sie wenige Monate davor ausgesehen hat.

 
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